Sonntag, 18. März 2012

Familie Albert

Ruine durch das Erdbeben
 In einem Kinderheim in Leogane lernten wir Jackson kennen, wo er sich als Fahrer seine Ausbildung zum Maurer finanziert. Eine solche Chance auf eine professionelle Berufsausbilung, ist bisher nur ihm in seiner Familie vergönnt. So lastet auf Jackson, dem Zweitgeborenen, die Verantwortung zukünftig für seine weiteren 7 Geschwister, sowie für seine Eltern zu sorgen. Er ist ein fleißiger und sehr zuverlässiger junger Mann, er kommt offensichtlich nach seinem Vater Albert. Da seine Eltern ihr Haus beim Erdbeben verloren haben, stellte Jackson einen Antrag an HABITAT-HT. 
 
 Wir fuhren gemeinsam zu den Ruinen eines älteren, in Zementblockstein gemauerten Hauses am Flussufer von Grand Goave. Es ist ein trostloser Ort mit geballter Armut. Fast jedes Haus weist,  nach inzwischen zwei Jahren nach dem Erdbeben, immer noch erhebliche Schäden auf. Die Menschen sehen ausgemergelt aus. Am schlimmsten finde ich, dass einige Frauen mit großem Hammer, ohne Handschuhe, Flusssteine zu Schotter zerbrechen, um wenigstens damit ein kleines Einkommen für ihre Kinder zu haben.
 
Behausung für 8 Personen

 Familie Albert hat einen Verschlag aus Wellblech vor ihrer Ruine errichtet. Seit dem Erdbeben sind die Eltern häufig in den Bergen, die jüngsten Kinder schlafen der Schule wegen währenddessen bei der großen Schwester in einer Planen-Hütte von „Terre des Hommes“, eine der Tausenden Hilfsorganisationen, die direkt nach dem Erdbeben Nothilfe geleistet haben.
 


Verschlag von Innen
Albert ist Jahrgang 1961, er ist Landwirt und stellt zudem Zementblöcke her. Davon kann die Familie dennoch kaum leben - eine Realität, die in Haiti in vielen sichtlich bemühten Familien anzutreffen ist. Albert ermöglicht jeodch all seinen Kindern den Schulbesuch, was worüber wir uns sehr freuen. Seinen Fleiß stellt er beim Bau des Hauses unter Beweis. Albert arbeitet so viel und bereitwillig, dass wir oft miteinander witzeln, er verdiene zwei Häuser. Durch sein Können, sparen wir zum Beispiel die Finanzierung der benötigten Zementblöcke, da er sie selbst herstellt.
Seine Frau ist im gleichen Alter. Sie hilft bei der Landwirtschaft und verkauft die Produkte in der Stadt auf dem Markt. 
 Einer der 4 jüngeren Kindern (10 Jahre), sticht mit seinem enormen technischen Auffassungsvermögen und geschicktes Händchen besonders heraus. Wir waren erstaunt, wie er oft ohne Aufforderung genau wußte, wo anpacken. Er müsste eigentlich gefördert werden, um nach dem Schulabschluss einen handwerklich technischen Beruf erlernen zu können; nun motivierten wir ihn erstmal seine Schule mit sehr gutem Ergebnis zu beenden. 

Albert mit 4 von seinen 8 Kindern

 Jackson verpflichtete sich, seine Eltern bei der Finanzierung Ihres Anteiles am HABITAT-HT-Hauses zu helfen. Auf die Frage, warum ausgerechnet seine Familie ein Haus bekommen sollte sagte er, es gebe sicherlich auch viele andere Familien, die Not haben. Aber ehrlicherweise sorge er sich natürlich mehr um seine eigene Familie und deren Leid stehe ihm somit näher als andere Notleidende. 

 
Es ist eine echte Freude, für diese Familie an diesem Ort zu bauen und ihnen ein neues sicheres Heim zu spenden. 

Unser Hoffnungszeichen kommt natürlich auch bei Nachbarn und anderen Menschen in Gran Goave an, die sich unaufhörlich melden, um ev. ebenfalls ein Haus zu bekommen - was aktuell nicht möglich ist.

Donnerstag, 15. März 2012

Ein schönes Haus unter Mangobäumen

Wir haben es geschafft, und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Viel mehr, es wird geradezu täglich von allen begafft. Die Farben blau für das Dach, weiß für Giebel, Holz und Rahmen und ein Zitronengelb stellen sich als echte Hingucker dar. Nicht selten hören wir „Das ist ein Haus!“ „Wer gibt denn dieses Haus?“ In den meisten Fällen stelle ich mich als Nichtswisser, oder lasse einen aus der Gruppe antworten, um unzählige neue Anfragen zu vermeiden. 

Die Familie Noilcins hat am 6. März alle Schlüssel bekommen und sind nun glückliche Besitzer eines HABITAT-HT-Hauses. Sie haben bereits Blumen gepflanzt und sich häuslich eingerichtet. Geld für Möbel oder ein Bett haben sie nicht, aber man kann ja auch nicht überall helfen.

Resumée:

Am 17. Januar haben wir mit dem Bau des fünften HABITAT-HT-Hauses angefangen (das erste Haus seit unserer Ankunft als Familie im Oktober 2011). Die Wahl fiel auf die Familie Jean Louis Noilcin in Grand Goave, da sie alle unsere Anforderungen erfüllt: Sie ist bitterarm, hat beim Erdbeben mehrere Häuser  verloren und es geht ihnen trotz aller Bemühungen bis heute finanziell nicht gut. Während unseres Projektes haben wir sie hautnah miterlebt und mussten sogar unser Essen mit ihnen teilen. Normalerweise hätten sie für uns ihr Bestes aufgefahren, wie es haitianischer Brauchtum ist, doch es war ihnen schlichtweg unmöglich. Um die Schulgebühr ihrer Tochter zu bezahlen musste Frau Nolcin ein  Huhn (eine Kostbarkeit in haiti) verkaufen. 

Aber was die Anforderungen an uns als Bauteam anging, waren wir oft an unserem persönlcihen Limit. So war die Baustelle über 240 Km von Gonaives entfernt und bescherte uns mehrere gefährliche Autofahrten. Die Gegend in Grand Goave war zudem nicht ungefährlich, wobei wir sichtlich Gottes vollen Schutz genießen durften. Auch planerisch konnten wir nicht das Optimum erreichen. Wegen der großen Distanz mussten wir manche Tage mit der gesamten Mannschaft auf der Baustelle bleiben, obwohl nur ein Teil gebraucht wurde. Dies hatte jedoch den Vorteil, dass jeder alle Arbeitsgänge mitbekommen hat. Dies wird uns ermöglichen, eines Tages zwei getrennte Teams auf unterschiedliche Baustellen zu schicken. 

Zusammengefasst war die Baustelle der Familie Jean Louis /Noilcin ein Erfolg. Wir haben gute Arbeit geleistet, sind als Team vorangekommen und haben einer Familie zu einem Haus verholfen, die es definitiv nötig hat und es zu schätzen weiß. Wenn wir nun das Ergebnis sehen, so war es alle Strapazen wert. 

Danke für Euer aller Unterstützung in jeglicher Art!                   



                                                           

Samstag, 3. März 2012

Stets arbeitsam voran

Es sind schon wieder einige Tage her, seit wir Euch im Blog über die tolle, herausfordernde Arbeit von HABITAT-HT berichtet haben.

Inzwischen ist das Haus der Familie Jean Louis/Noilcin bis auf den Anstrich und die Deckung des Toilettenund Duschhäuschens bezugsfertig. Sowohl die Familie als auch wir vom Bau-Team, haben darin gemütlich und in Sicherheit geschlafen. Dass wir „immer noch nicht fertig sind“, liegt daran, dass wir ab dem 1.02.2012 eine zweite Baustelle für Familie Albert angefangen haben. Wir werden sie Euch im nächsten Blogeintrag genauer vorstellen.
Seit dem 01.März sind wir wieder auf der Baustelle, um in 3-4 Tagen, beide Häuser fertigzustellen. Das erste Haus ist komplett verputzt und bedarf lediglich des Anstrichs von Innen und Außen.
Schaut Euch mal die vorletzten Fotos an.