Freitag, 21. Oktober 2016

Nachhaltige Entwicklungshilfe durch Habitat-HT



Aktuell ist Haiti bereits wieder aus den meisten Schlagzeilen verschwunden. Viele Menschen sind in den letzten Wochen aufmerksam geworden und stellen so manche interessante Frage. Es freut uns, dass sich Menschen für Haiti allgemein und unsere Arbeit in diesem Land interessieren! – nur der Anlass, der bleibt unerfreulich. 

Viele Fragen kann man nicht mit einem knackigen Satz beantworten. Um tiefer zu verstehen braucht es Zeit, sich intensiver mit gewissen Dingen auseinanderzusetzen. 

Das Erdbeben 2010 war eine schreckliche Katastrophe, der Hurrikan Matthew wieder  eine Weitere. Naturkatastrophen richten in allen Ländern Schaden an und die Anteilnahme  der Weltgemeinschaft berührt mich, der Beistand und die gegenseitige Hilfe in solchen Notsituationen.

Was wäre, wenn dieser Hurrikan durch Deutschland wehen würde? Wäre das Ausmaß ebenso groß?
Ja, es gäbe sicherlich schlimme Schäden, Opfer  - während ich es schreibe wird mir der Vergleich zuwider. Man wünscht niemandem etwas so Schreckliches! Doch bleiben wir auf der Ebene theoretischer Überlegungen: Ausgeklügelte  Abwassersysteme, solide Häuser, Stromnetze die unterirdisch verlaufen, Frühwarnsysteme, Evakuierungspläne, ausgebildete Nothelfer und Sanitäter. Für Aufräumarbeiten einsatzbereite Baufahrzeuge, Suchhunde, Polizei, Militär, Feuerwehr, gut ausgestattete Krankenhäuser, Straßennetze, die Bedürftige in sicherere Teile des Landes bringen können,… Verwaltungsstrukturen, die Nothilfegelder zuverlässig verwalten, Nothilfe koordinieren etc. - all das kenne ich von Kindheit an und es hat mir stets das Gefühl von Sicherheit gegeben. 

All das existiert in Haiti in diesem Sinne nicht. 

Der Hurrikan Matthew hätte wohl in jedem Fall eine gewisse Zerstörung bewirkt, doch inwiefern wäre das Ausmaß vermeidbar gewesen, wenn Haiti wahre Entwicklungschancen bekäme den Lebensstandard zu erhöhen?
Nach einer Katastrophe werden nun wieder fleißig Notunterkünfte gebaut. Alles Baracken, die bei dem nächsten Wind wieder davonfliegen. Übergangslösungen werden in Haiti zum Alltag, da man sich die langfristige Lösung auch nach Jahren noch nicht leisten kann. Der Anblick von Zelten, Wellblech, Holzhüttchen – er wurde zum akzeptierten Landschaftsbild. Doch ist das wahrlich Haitis Charakter? 

Die Ärmsten trifft es immer am Härtesten. 

Nothilfe ist nötig und willkommen! Bitte versteht mich nicht falsch. Wir nehmen uns die persönliche Freiheit uns nicht in die Rolle der Nothelfer einzureihen.
Auch damals kamen wir nicht als Nothelfer. Es schockierte uns zu sehen, dass noch 3 Jahre nach dem Erdbeben Übergangsbauten konstruiert wurden. Davon hat sich Habitat-ht von Beginn an distanziert. Man könnte mehr Familien helfen, wenn die Häuser günstiger wären. Doch mehr Familien würden erneut Opfer werden und ihr Haus verlieren, wenn wir gewisse Standards reduzieren würden. Alle unsere Spendenhäuser stehen auch noch nach dem Hurrikan.  
Wir, die jedoch langfristig vor Ort leben und auf unsere geschulten Mitarbeiter zurückgreifen können, uns eröffnen sich Möglichkeiten, die kurzfristige Helfer nicht haben. Dadurch können wir unterschiedliche Rollen ausfüllen. Und das ist gut so. 

Wir werden nichts versprechen, was wir nicht halten können!

Akute Hilfe im Süden ist uns bisher ohne einsatzfähiges Auto nicht möglich gewesen. Aber wir werden -wie all die Jahre zuvor- obdachlosen Familien Häuser bauen, die sicher sind und zukünftigen Katastrophen trotzen. Sobald wir ein Auto zur Verfügung haben, werden wir in den Süden fahren, um dort Möglichkeiten zu evaluieren, wie wir helfen können. Auch in anderen Gebieten brauchen Menschen Hilfe in diesem Land, so wird unser Fokus immer weit bleiben. Weiterhin schulen wir Haitianer und fördern Entwicklung im Bausektor. Prävention ist immer der beste Schutz, deswegen wollen wir Standards etablieren, Arbeitsplätze für haitianische Bürger schaffen und Kenntnis über solide Baukonstruktionen vermitteln. 

Ihr seht, wir bleiben uns treu. 

Die Vision von habitat-ht richtet sein Fähnchen nicht nach dem Wind, woher gerade die meisten Spenden kommen. Jeder möge dorthin geben, wo er sich am meisten mit der Vision identifizieren kann. Gott liebt fröhliche Geber :-).


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